Die Funktionsweise des »Durchschnittskosteneffekt« lässt sich anhand eines Beispiels aufzeigen und erläutern: Anna möchte für 5.000 € eine Kryptowährung wie bspw. Bitcoin erwerben. Sie könnte diese 5.000 € auf einen Schlag umtauschen – oder Cost Averaging anwenden. Hierbei würde sie fünf Monate lang Bitcoins im Wert von 1.000 € pro Monat erwerben. Kryptowährungen wie Bitcoin unterliegen bekanntermaßen gewissen Schwankungen, was den Wechselkurs betrifft – diese Schwankungen wird Anna jetzt nutzen.
Der nachfolgende Graph demonstriert einen beispielhaften Kursverlauf: Der Kurs beginnt bei seinem Ausgangswert, geht zunächst hoch, fällt dann wieder (sogar unter sein Ausgangsniveau) und kommt am Ende wieder genau an dem Punkt an, an dem er zu Beginn schon gestanden hat.
Geht man davon aus, dass der Kurs zu Beginn bei 1.000 € steht, erhält Anna im ersten Monat für ihre 1.000 €, die sie jeden Monat gegen Bitcoin tauschen wird, exakt 1 ₿. Nun findet eine extreme Steigerung des Kurses auf 1.500 € statt. Wenn Anna jetzt in diesem Monat wieder 1.000 € in Bitcoin tauscht, erhält sie keinen ganzen Coin, sondern nur noch ⅔ ₿ bzw. 0,67 ₿. Im Folgemonat fällt der Kurs wieder auf das ursprüngliche Niveau von 1.000 € pro Coin zurück, d.h. Anna erhält für ihr übliches Budget von 1.000 € wieder 1 ₿. Im vierten Monat fällt der Kurs auf nur noch 500 €. Für ihre 1.000 € bekommt Anna daher jetzt 2 ₿. Im letzten Monat steht der Kurs wieder bei 1.000 € – genau so wie zu Beginn der Beispielbetrachtung. Anna erhält erneut 1 ₿.
Intuitiv würde man jetzt vermuten, dass Anna weder etwas gewonnen noch etwas verloren hat. Die nachfolgende Rechnung beweist das Gegenteil.
1 ₿ + ⅔ ₿ + 1 ₿ + 2 ₿ + 1 ₿ = 5⅔ ₿ bzw. 5,67 ₿
Anna besitzt nun also 5⅔ ₿ bzw. 5,67 ₿ – multipliziert mit dem letzten Wechselkurs von 1.000 € entspricht dies einem Gegenwert von 5.666,67 €. Investiert hat Anna aber nur 5 × 1.000 €, also insgesamt 5.000 €. Der Unterschied, die 666,67 €, entspricht Anna's Gewinn aus dem Durchschnittskosteneffekt.
5.000 € Investment → 5.666,67 € Gegenwert → 666,67 € Gewinn
Im zweiten Monat hat Anna nur ⅔ ₿ bzw. 0,67 ₿ gekauft – ein Zeitpunkt, zu dem der Kurs hoch stand (Bitcoins also teuer waren). Analysiert man aber den 4. Monat, hat Anna 2 ₿ gekauft – doppelt so viel, wie im 1. und 5. Monat (weil die Preise niedrig waren). Auf dieses Verhalten trifft man in ähnlicher Form tagtäglich im Supermarkt: Wenn der Preis von Produkten niedrig ist, kauft man etwas mehr davon und füllt damit seinen Kühlschrank auf.
Das Konzept wird also »Durchschnittskosteneffekt« genannt, weil man zum durchschnittlichen Preis in dieser Periode kauft. Man vermindert durch dieses Vorgehen das Timing-Risiko, also dass eine Einmalanlage genau dann getätigt wird, wenn die Höchstkurse schon erreicht sind. Hätte Anna die gesamten 5.000 € einmalig investiert, hätte sie Pech haben können und der Wechselkurs wäre gerade bei 1.500 € gestanden. Sie hätte aber ebenso Glück haben können und der Wechselkurs wäre bei 500 € gestanden.
Daher macht das Ausnutzen dieses Effekts speziell bei Kryptowährungen Sinn, um das generelle Timing-Risiko zu minimieren und zu den Durchschnittskosten zu kaufen, da hier oftmals sehr hohe Schwankungen vorliegen. Wichtig zu beachten und in die Kalkulation einzubeziehen sind hierbei jedoch etwaige fixe Kosten der Handelsplattformen/Exchanges beim Kauf der Kryptowährungen, da bei Anwendung des Durchschnittskosteneffekts jeden Monat Gebühren anfallen, statt einmalig.